Künstliche Intelligenz und die Gründung von encoway

1997 vereinbart Lenze eine Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Künstliche Intelligenz (KI) der Universität Bremen. Lenze investiert eine Million D-Mark, um gemeinsam mit der Universität ein Tool zu entwickeln, das Kunden dabei hilft, im vielfältigen Lenze-Angebot das perfekte Produkt zu finden. Das ist bei 1030 unterschiedlichen Antriebslösungen und Produkt-Kombinationen keine leichte Aufgabe. Aber sie gelingt: Für den Lenze-Drive Solution Designer (DSD) gewinnt die IT der Universität 2002 den Forschungspreis „Deployed Application Award“ der Amerikanischen Gesellschaft für Künstliche Intelligenz. Lenzes Produkt-Konfigurator ist einer von nur fünf weltweit ausgezeichneten Anwendungen.

Inzwischen steht der Ingenieur Dr. Erhard Tellbüscher an der Spitze des Unternehmens, er hat wie geplant 2002 die Nachfolge von Dr. Lohse angetreten. Er ist bereits lange bei Lenze und hat seit den 1980er Jahren die Modernisierung der Produktion und des Sortiments vorangebracht. Nun steuert er die Umstellung Lenzes zum Automatisierungs-Spezialisten.

Der Einsatz der DSD-Software beschleunigt die Planung und Auslegung von Antriebssystemen enorm, bei gleichzeitig sinkender Fehlerquote. Möchte ein Lenze-Vertriebsmitarbeiter beispielsweise Antriebe für die Lagertechnik auslegen, speist er alle relevanten Daten in den DSD ein, der dann den passenden Motor sowie Getriebe, Antriebsregler und Zubehör ermittelt.

Dabei überprüft der DSD auch, ob die Komponenten kompatibel sind, damit Motorflansch und Welle zum Getriebe passen und dieses zum ausgewählten Antriebsregler. Selbst komplizierte Auslegungen, die bislang viel Zeit von Experten kosteten, sind nun von jedem Anwender in wenigen Minuten lösbar. Abschließend erzeugt das Programm eine Angebotsvorlage. Bereits 2003 werden mit dem DSD zahlreiche Lösungen für Linienantriebe, Fahrantriebe, Hubwerke, Positionieranwendungen, Fördertechnik oder Klimatechnik zusammengestellt.

Lenze hat damit bewiesen, dass die KI nicht nur im eigenen Unternehmen gewinnbringend eingesetzt werden kann. Auch das frühzeitig formulierte Ziel, ein marktfähiges Produkt zu entwickeln, wird erreicht. Auf Basis der ersten Software-Anwendungen bietet Lenze Lösungen, die in vielen Unternehmen für erhebliche Einsparungen sorgen: an Zeit, Energie und immer an Kosten.

Andere Unternehmen mit variantenreichem Komponentenangebot profitieren ebenfalls vom neuen KI-Tool: 2000 gründet Lenze dazu in Bremen das Tochterunternehmen encoway. „Wir wollten diese Technologie, aber dazu mussten wir ein überlebensfähiges Geschäftsmodell schaffen, damit sie immer auf aktuellstem Stand ist“, erläutert Geschäftsführer Christoph Ranze.

Bis 2005 etabliert sich encoway erfolgreich am Markt und entwickelt sich durch den Digitalisierungsschub bis 2019 zum Marktführer im Bereich Produktkonfiguration. Laut Christoph Ranze ist encoway heute mit 200 Mitarbeitern „führender Fullservice-Anbieter rund um Configure Price Quote (CPQ) und marktorientiertes Variantenmanagement für die Fertigungsindustrie in der DACH-Region.“