Lenze als Familienunternehmen
Der Generationswechsel vom Gründer Hans Lenze zu seinem Schwiegersohn Alfred Belling verläuft 1963 wie geplant. Als Alfred Belling 1981 überraschend stirbt, übernimmt zunächst seine Witwe Elisabeth – die Tochter Hans Lenzes – die Verantwortung für das Unternehmen.
Sie holt sich externe Unterstützung in ihr Management Team, denn ihre Kinder Hans, Nikolaus und Babette sind noch jung. Später sind sie zwar zeitweilig im operativen Geschäft, gehen dann aber eigene Wege.
Bis zu ihrem Tod 2013 ist die Seniorchefin Elisabeth Belling eine wichtige Persönlichkeit und moralische Instanz im Unternehmen.
Mit Dr. Rolf Herbert, dem Ehemann von Babette Belling, kommt in den 1980er Jahren wieder ein Familienmitglied in die Leitungsposition. Er strukturiert das Unternehmen und ermöglicht so den geräuschlosen Übergang von einem inhabergeführten Unternehmen hin zu einem managergeführten Familienunternehmen.
Ab 1995 steht erstmals kein Familienmitglied mehr in der operativen Verantwortung des Unternehmens.
Die Eigentümerfamilie übt jedoch bis heute über den Familienrat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Lenze aus – inzwischen in der dritten und vierten Generation. Die Familie achtet darauf, dass der besondere Charakter Lenzes als Familienunternehmen erhalten bleibt. Dazu gehört ein starkes Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern.
Als Familienunternehmen ist Lenze weniger renditeorientiert als börsennotierte Konzerne und setzt auf langfristige Perspektiven und eine nachhaltige Entwicklung. Mit erheblichen Investitionen in die technologische Entwicklung ermöglichen die Eigentümer in den vergangenen Jahren beispielsweise große Schritte in der Automatisierung – der Kernsparte des Unternehmens.
Ob Vertreter der vierten oder späterer Generationen bei Lenze wieder an der Spitze stehen werden, ist offen. Die Familie hat festgelegt, dass nur nach Qualifikation entschieden wird: Familienmitglieder müssen mindestens so hohe Anforderungen erfüllen wie externe Bewerber.
Aber unabhängig von der Persönlichkeit an der Spitze von Lenze steht für die Familie fest, dass sie ihr Unternehmen nach tradierten Werten und Vorstellungen führen wird. Dazu gehört ein großes Vertrauen in ihre Vorstände, die die unternehmerischen Werte operativ umsetzen. Sie erhalten die nötigen Spielräume, um langfristig unternehmerisch zu handeln und Entscheidungen zu treffen.
Am Ende aber gilt: „Geschäftsführer wechseln, die Familie bleibt immer dabei.“ Ein Rückzug aus der Verantwortung kommt für die Gesellschafter nicht in Frage.