Innovation Alquist-Wickler
Das Stahlkontor Weser handelt mit „Ganz- und Halbfabrikaten aus Eisen und Stahl, Rohstoffen und technischen Artikeln für den Bergwerks-, Industrie-, Landwirtschafts- und Baubedarf“.
Hans Lenze verspricht seinen Kunden: „Sämtliche Getriebe … werden von uns genau geprüft und, wenn notwendig, in eigener Werkstatt überholt.“
Über den Vertrieb hinaus bietet er auch Beratung: „Jeder Kunde wird von unseren Ingenieuren gern über den zweckmäßigen Einsatz der Getriebe beraten.“
In den unsicheren Jahren bis zur Währungsreform im Juni 1948 nutzt er jede Möglichkeit, Waren zu beschaffen und Kunden zu finden. Neben Getrieben verkauft das Stahlkontor auch Armaturen für Gas, Wasser und Dampf, Wälzlager, Kupplungen, Elektromotoren und Generatoren.
Allerdings will Hans Lenze vom Handel weiter zur Produktion:
„Man sollte doch versuchen, sich in die Industrie einzuschalten. Allerdings nur dann, wenn man einen Artikel herstellt, der von vornherein Erfolg verspricht.“ Aber welchen Artikel?
1948 wird Lenze über eine Zeitungsanzeige auf den „Alquist-Wickler“ des Schweizer Ingenieurs Heinrich Grünbaum aufmerksam.
Grünbaum erzählt selbst, er habe den Wickler nach seiner schwedischen Ehefrau benannt. In den 1930er Jahren hatte er in Berlin als Inhaber des Ingenieurbüros Alquist den innovativen Drehstrommotor entwickelt. Der Motor ermöglicht ein stufenlos regulierbares Wickeln von Bahnen aus Kunststoff, Textil, Zellglas, Papier oder Chemiefasern. Durch einen besonderen Aufbau des Ankers passt er seine Drehzahl dem Drehmoment beim Auf- und Abwickeln an, sodass die Spannung konstant bleibt, auch wenn der Materialballen beim Wickeln dicker oder dünner wird und sich dadurch die Drehzahl ändert. Wird der Ballen dicker, läuft der Motor automatisch langsamer. Das vermeidet Spannungen und das Reißen der Bahnen.
Der vielfältig einsetzbare Alquist-Wickler ist eine echte Innovation auf dem Markt. Hans Lenze erwirbt die Lizenz zur exklusiven Herstellung und beliefert vor allem die im Nachkriegsdeutschland boomende Textilindustrie.
Der Alquist-Wickler, der ab 1950 zunächst in Hameln, dann in gemieteten Hallen in Groß Berkel hergestellt wird, macht Lenze zum führenden Anbieter von Wickelmaschinen. Der Umsatz mit den Wicklern klettert bis 1957 auf 3,1 Millionen D-Mark.